Dienstag, 21. Oktober 2014

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Heute vor 9 Jahren begann meine Reise durch das Trauerland, als Simon zu den Sternen ging.
Am Anfang dieser langen Reise stand ich unter Schock, unendliche schmerzlich mußte ich begreifen:

"Simon kommt nie wieder."  


Dein Rucksack im Strassengraben und dein Blut auf der Strasse
 
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt mit dem Leben "ohne", aber auch immer "mit" Simon zu leben.
Ich habe gelernt die Todestage zu ertragen, die Geburtstage zu leben, Weihnachten ohne das geliebte Kind zu überstehen.
Und auch wenn ich schon eine lange Trauerreise zurückgelegt habe, so wird diese Reise doch niemals enden. Sie ist ein Teil meines Lebens geworden und verbindet mich mit der Liebe auf ewig mit Simon.

"Manchmal bist du in unseren Träumen,
oft in unseren Gedanken und
immer in unseren Herzen."

Aus dem Schmerz der ersten Zeit ist im 9-ten Jahr der Trauer eine leise, stille Wehmut, geworden.
Wie ein leises Rufen von ganz tief Innen, wo ich den Schmerz verschlossen halte. Immer wieder gibt es Tage, wo ich in tiefes Grübeln verfalle, mich ganz zurückziehe von allem und an denen ich zu nichts fähig bin.
Oft zieht es mich dann in die Stille der Natur und dort versuche ich meine Gedanken zu ordnen.
Die Jahre sind so schnell vergangen und trotz allem habe ich noch immer das Gefühl, als wäre es gerade erst passiert. In ein paar Jahren schon bist Du länger fort, als Du bei uns gelebt hast.
Diese Vorstellung ist für mich ganz schlimm.

Mir fehlen einfach die Worte ... ausser das ich dich unendlich vermisse und es immer noch schmerzt dich nicht aufwachsen zu sehen, zu erleben.

Die weichen Schatten, 
welche die tief stehende Herbstsonne zaubert, 
dieses geheimnisvolle Spiel von Sonne und Licht, 
erinnern mich daran, dass deine Schönheit dazu 
bestimmt war, meine Welt
in ein noch schöneres Licht zu tauchen.

Noch immer verzauberst du meine Welt 

– trage ich deinen Glanz in meinem Herzen.
Du, mein Geheimnis aus Licht und Liebe!

Petra Franziska Killinger

Der Seelenvogel

(Quelle)

Eine Geschichte, in der es um unsere Seele und unsere Gefühle geht
und darum, wieder einmal mehr auf unsere innere Stimme zu hören.

Tief, tief in uns wohnt die Seele.
Noch niemand hat sie gesehen,
aber jeder weiss, dass es sie gibt.
Und jeder weiss auch, was in ihr ist.

In der Seele, in ihrer Mitte,
steht ein Vogel auf einem Bein.

Der Seelenvogel.
Und er fühlt alles, was wir fühlen.
Wenn uns jemand verletzt,
tobt der Seelenvogel in uns herum;
hin und her, nach allen Seiten,
und alles tut ihm weh.

Wenn uns jemand lieb hat,
macht der Seelenvogel fröhliche Sprünge,
kleine, lustige, vorwärts und rückwärts, hin und her.

Wenn jemand unseren Namen ruft,
horcht der Seelenvogel auf die Stimme,
weil er wissen will, ob sie lieb oder böse klingt.

Wenn jemand böse auf uns ist,
macht sich der Seelenvogel ganz klein
uns ist still und traurig.

Und wenn uns jemand in den Arm nimmt,
wird der Seelenvogel in uns grösser und grösser,
bis er uns fast ganz ausfüllt.
So gut geht es ihm dann.

Ganz tief in uns ist die Seele.
Noch niemand hat sie gesehen,
aber jeder weiss, dass es sie gibt.
Und noch nie, noch kein einziges mal,
wurde ein Mensch ohne Seele geboren.
Denn die Seele schlüpft in uns,
wenn wir geboren werden,
und sie verlässt uns nie,
keine Sekunde, solange wir leben.
So, wie wir auch nicht aufhören zu atmen
von unserer Geburt bis zu unserem Tod.

Sicher willst du wissen, woraus der Seelenvogel besteht.
Das ist ganz einfach. Er besteht aus Schubladen.
Diese Schubladen können wir nicht einfach aufmachen,
denn jede einzelne ist abgeschlossen
und hat ihren eigenen Schlüssel.
Und der Seelenvogel ist der einzige, der die Schubladen öffnen kann.
Wie?
Auch das ist ganz einfach: mit seinem Fuss.

Der Seelenvogel steht auf einem Bein .
Das zweite hat er, wenn er ruhig ist, an den Bauch gezogen.
Mit dem Fuss dreht er den Schlüssel
zu der Schublade um, die er öffnen will,
zieht am Griff, und alles, was darin ist, kommt zum Vorschein.

Und weil alles, was wir fühlen,
eine Schublade hat,
hat der Seelenvogel viele Schubladen.
Es gibt eine Schublade für Eifersucht
und eine für Hoffnung.
Es gibt eine Schublade für Enttäuschung
und eine für Verzweiflung.
Es gibt eine Schublade für Geduld
und eine für Ungeduld.
Auch für Hass und Wut und Versöhnung.
Eine Schublade für Faulheit und Leere
und eine Schublade für die geheimsten Geheimnisse.
Diese Schublade wird fast nie geöffnet.
Es gibt auch noch andere Schubladen.
Du kannst selbst wählen, was drin sein soll.

Manchmal sind wir eifersüchtig
ohne dass wir es wollen.
Und manchmal machen wir etwas kaputt,
wenn wir eigentlich helfen wollen.
Der Seelenvogel gehorcht uns nicht immer
und bringt uns manchmal in Schwierigkeiten...
Man kann schon verstehen,
dass die Menschen verschieden sind,
weil sie verschiedene Seelenvögel haben.

Es gibt Vögel,
die jeden Morgen die Schublade "Freude" aufmachen.
Dann sind die Menschen froh.
Wenn der Vogel die Schublade "Wut" aufmacht,
ist der Mensch wütend.
Und wenn der Vogel die Schublade nicht mehr zuschliesst,
hört der Mensch nicht auf, wütend zu sein.
Manchmal geht es dem Vogel nicht gut.
Dann macht er böse Schubladen auf.

Geht es dem Vogel gut,
macht er Schubladen auf, die uns gut tun.
Manche Leute hören den Seelenvogel oft,
manche hören ihn selten.
Und manche hören ihn nur einmal in ihrem Leben.
Deshalb ist es gut, wenn wir auf den Seelenvogel horchen,
der tief, tief in uns ist.
Vielleicht spät abends, wenn alles still ist....

( Michael Snunit und Na'ama Golomb
aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler)