Dienstag, 30. Januar 2007

Silbertränen

Dein wunderbarer Name
mit Kreide auf die Straße geschrieben
verschwand im undurchdringlichen Regen,
und Schattenschlieren zogen sich durch meine Seele.
Vieles ist seither vorübergezogen ...
und ich bin nur noch
ein Engel
mit gebrochenen Flügeln
der zuhören muss
wie der Wind immer noch Abschiedslieder singt,
obwohl der Abschied schon so lange vergangen ist.

Eine Handvoll vergangener Lebensjahre,
zu viele, viel zuviele vergessende Momente.
Ein Hauch von Jenseits
schlug krachend in meine Gedanken,
brach sich in meiner heilen Seele,
umspülte gierig mein Herz ...
und nun denke ich
Nacht für Nacht an dich,
heult meine Seele den Mond an.
Nacht für Nacht
weinen die Sterne sogar
und ihre Silbertränen
werden zu meinen einzigen Begleitern
in meiner stillen, einsamen Welt ...

Nacht für Nacht ...
seit du gegangen bist
Nacht für Nacht ...
entrückte Seelenbilder

(c) 2007 CST

Dienstag, 23. Januar 2007

Zerbrochen


Manchmal geschehen Dinge - unvorhergesehen
und dann reicht schon ein Telefonat ...

Ich steh vor dem Spiegel
und er starrt mich an
Ich sehe dort etwas
was ich nicht begreifen
nicht fassen - kann

Er zeigt mir eine
leere Körperhülle - Haut
Ich sehe dort etwas was
was mich traurig anschaut

Zwei grün-braune Augen
blicken auf mich
Ich kann es fühlen
sie zeigen inneres Leid - fürchterlich

Ihr Glanz ist verblasst
die Tränen sind kalt
Die Leere ist es,
die dort unendlich wiederhallt

Ich sehen nun kurzes Haar
Dunkel, nichts leuchtend mehr
Ich versuche zu lächeln
doch groß ist die Gegenwehr

Die Lippen - sie schweigen
sind nicht mehr rot
Das Leben ist gewichen,
tagtäglichen kleine der Tod

Ein stummer Aufschrei
entsetzes Gesicht ...
Der Spiegel zerbricht

... in tausend Scherben
und ich weiß ich bin
mit ihm zerbrochen ...

(c) 2007 Claudia Staemmler

Montag, 22. Januar 2007

Die alte Seele

Es war einmal eine sehr, sehr alte Seele,
die viele Menschenleben auf der Erde gelebt hatte
und deren Dasein als Seele
jetzt ebenfalls zu Ende war.
Ja, bald würde sie mit der Ewigkeit verschmelzen
und ein Teil davon werden.
Im Augenblick saß die alte Seele
in der Leere zwischen
ihrem letzten Menschenleben und
ihrer zukünftigen Verschmelzung.
Sie fühlte sich ein wenig einsam.
Ihre besten Freunde waren auf und davon.
Die alte Seele konnte sie unten auf der Erde sehen,
wie jeder von ihnen einen Menschen
mit Eifer, Neugier, mit Erstaunen und
verschiedenen Gedanken füllte,

"Ich will dorthin gehen", sagte die alte Seele;
"denn ich habe immer noch eine ordentliche
Portion Freude übrig - ich will dorthin und sie
ihnen schenken."

"Aber die Zeit, die vor der Verschmelzung bleibt,
ist so kurz", warnte der Wächter.
"Natürlich kannst Du ihnen Freude schenken,
aber wenn Du nur so kurze Zeit bei ihnen bleibst,
schenkst Du ihnen zugleich eine große Trauer,
wenn Du sie verlässt."

"Ich weiß", sagte die alte Seele.
"Aber ich will es trotzdem."
"Ich will ihnen so viel Freude schenken,
dass sie ihnen danach über die Trauer hinweghilft."

"Dann soll es so sein, wie Du willst",
sagte der Wächter
und schickte die sehr, sehr alte Seele los.

Daraufhin bekamen ein Mann und eine Frau auf
der Erde ein Kind, das sie sich schon lange
gewünscht hatten.

Es war ein allerliebstes Kind,
das ihnen vom Tage seiner Geburt an
Freude bereitete.
Jene ungetrübte Freude, die Menschen empfinden,
wenn ihre Seelen einander begegnen.
Wenn sie sich dann aus der Ewigkeit wieder erkennen,
hüpfen sie vor lauter Freunde stundenlang.

'Aber bleibt dir nicht sehr wenig Zeit?'
flüsterte die Seele der Mutter zu der alten Seele
in dem kleinen Jungen.
'Ja, die Zeit ist kurz, aber die Freude ist groß',
antwortete die sehr alte Seele.

Und obwohl die Mutter dieses Gespräch nicht hörte,
weckte das Geflüster eine ahnungsvolle Unruhe
in ihr, einen Hauch des Wissens, dass wir nichts
auf Erden besitzen.
Einer den anderen nicht
- und nicht einmal uns selbst.
Alles wird uns irgendwann genommen werden.
Das, was wir mit uns tragen, alle Lieben um
uns herum, schließlich auch unser Leben
und unser Körper.

Der Junge wuchs heran.
Die Freude, die sie verbreitete, war so groß,
dass die Mutter die Gedanken vergaß und auch
der Vater freute sich.
Ja, die sehr alte Seele durfte ihre letzte Zeit
genauso verbringen, wie sie es sich gewünscht hatte.

Aber die Zeit war kurz,
auch nach menschlichem Maß.
Irgendwann würde der Augenblick
der Verschmelzung stattfinden.
Die sehr, sehr alte Seele erhielt den Ruf,
unverzüglich zur Zeremonie zu erscheinen ...
und musste gehorchen.

Für die Menschen sah es so aus,
als hätte ein plötzlicher Tod den Jungen ereilt.
Die Trauer der Eltern war maßlos;
genau wie der Wächter es vorausgesagt hatte.
Aber da alle Erinnerungen an ihr Kind nur Freude
und nichts als Freude waren,
konnten sie ihre Trauer ertragen;
genau wie die sehr alte Seele es vorgesagt hatte.

Diese Erfahrungen hatten organisatorische Folgen.
Wo man früher die sehr, sehr alten Seelen ihr
letzte Häppchen Zeit einfach in der Leere
hatte absitzen lassen,
bürgerte sich von nun an in der Ewigkeit die Sitte ein,
dass die alten Seelen zu Menschen,
die sich brauchten,
geschickt wurden, um ihnen ihre letzte große
Freude zu schenken.

Die Freude gibt den Menschen die Kraft,
die anschließende Trauer,
diese unausweichliche Trauer zu ertragen
und allmählich in etwas Gutes zu verwandeln...

Freitag, 12. Januar 2007

Ich stehe auf dem Balkon,
dunkle nasse Nacht,
alles schläft ...

und ein orkanartiger Wind fegt über den Platz
die Bäume biegen sich im Sturm

ja, endlich ist es soweit,
die Natur fühlt meinen Schmerz
und die Erde nimmt mein Zittern auf
möge sie unter meinen Füßen beben
und der Wind meine Schreie in die Welt hinaustragen:

SIMON, SIMON, SIMON, SIMON ...

und endlich weicht die Lähmung -
und ich kann wieder weinen

Claudia, die sich unendlich nach Simon sehnt

(c) 2007 LOD, Alex Mutter von Vincent

Donnerstag, 11. Januar 2007

Deine Spuren


Simon deine Spuren vergehen nicht ...
Sie geben uns Kraft und Licht.
Manchmal merklich klein,
ein Berühren ganz fein.
Aber tief im Innern weiss ich,
es ist unabänderlich
und doch gibt es einen Weg zu dir
wenn ich die Stille finde in mir,
dann kommt eine Friede auf
und ich wette drauf
er kommt von dir
in Liebe zu mir.

Immer, wenn wir von dir erzählen,
fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
Unsere Herzen halten dich gefangen,
so, als wärst du nie gegangen.

Wir versuchen die schönen Erinnerungen zu sehen
und mit deiner Liebe weiter zu gehen.
Unser Weg wird sehr lang sein.
Darum fangen wir dein Licht ein.
Das Licht bringt uns näher zu dir
Das wissen und spüren wir.

Du starbst so unerwartet, viel zu früh,
wir vermissen dich unendlich

Mittwoch, 10. Januar 2007

SeelenEiszeit


Eiszeit der Seele,

unendliche Leere,
stummer Schrei,
nie geweinte Tränen,
im Inneren begann die Veränderung.
Wuchs zu einer steinernen Welle
von ungeheurer Größe und Stärke heran.
Stand kurz vor dem Ausbruch
und verharrte doch in der Zeit.
Nach vielen Ewigkeiten des Wartens,
beginnt die zu Stein
und Welle gewordene Veränderung langsam zu zerfallen.

Stein um Stein fällt hinab und wird zur Träne.
Träne für Träne soll nach außen dringen,
die innen begonnenen Veränderung soll fortschreiten
damit es endlich wieder möglich wird zu frei zu atmen.

(c) 2007 Claudia Staemmler